Interview mit VR-Präsident Peter Jakob
3. Januar 2021 – Verwaltungsratspräsident Peter Jakob nimmt im folgenden Interview Stellung zur aktuellen Lage und zum Aufruf der Tigers-Fans.
Peter Jakob, wie nehmen Sie die aktuelle Stimmung wahr?
Im Umfeld der SCL Tigers ist nach wie vor eine grosse Solidarität spürbar und ich möchte auch an dieser Stelle nochmals allen Sponsoren und Fans herzlich danken für die so wertvolle Unterstützung. Dies ist einzigartig und motiviert uns täglich, alles zu geben, dass die SCL Tigers die Corona-Krise überstehen werden. Wir hatten im November und Dezember mit allen Sponsoren persönlichen Kontakt und haben alle Saisonkarteninhaber per Brief angeschrieben. Bisher haben sich über 1200 Saisonkartenbesitzer/-innen auf der Website www.morn-e-tiger.ch eingetragen und bestätigt, auf Rückforderungen zu verzichten. Auch von den Sponsoren erhielten wir glücklicherweise nahezu ausschliesslich positive Feedbacks. Für die derzeitige Unsicherheit in Bezug auf die Reformpläne der National League AG habe ich natürlich Verständnis.
Sie sprechen die Ligareform an. Was sagen Sie zu den in Medien und Fankreisen vorgetragenen Kritikpunkte?
Wir nehmen die Rückmeldungen und den offenen Brief unserer Fanclubs sehr ernst, dies unterstreicht die grosse Verbundenheit der Fans mit den SCL Tigers. Aufgrund der Tatsache, dass liga-intern „Stillschweigen“ vereinbart wurde und wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht offener kommunizieren können, ist es für die Fans aber schwierig resp. nicht möglich, das „gesamte Bild“ zu erkennen. Einige Aussagen sind deshalb nicht korrekt oder können falsch interpretiert werden. Es ist uns aber ein grosses Anliegen, trotzdem bereits zum jetzigen Zeitpunkt ein Statement abzugeben und zeitnah, sobald „Stillschweigen“ aufgehoben wird, transparent Stellung zu nehmen und die Bedenken zu entkräften und zu zeigen, dass sich die SCL Tigers weder „verkaufen lassen“ noch von ihrer Strategie und den Werten abweichen werden. Für uns ist es selbstverständlich, dass wir Vereinbarungen einhalten. Sei es ein „Stillschweige-Abkommen“ oder gemachte Äusserungen gegenüber unseren Fans und Sponsoren. Deshalb bitten wir um etwas Geduld und Vertrauen in die Führung der SCL Tigers.
Trotz des «Stillschweige-Abkommens» – was können Sie zum aktuellen Stand der Gespräche mit der Liga sagen?
Wir haben bei der Liga unsere Einwände und Bedenken eingegeben und werden daran auch in zukünftigen Gesprächen und Verhandlungen festhalten. Entgegen anderslautenden Berichten in den Medien werden allerdings in den nächsten Wochen keine Entscheide gefällt. Es geht um ein Gesamtpaket, bei dem im Sinne der langfristigen Entwicklung des Eishockeys Kompromisse gefragt sein werden – wohlüberlegt und von allen Parteien. Wenn die Clubs die Corona-Krise überleben, dann dank den Sponsoren, den Fans und den Beiträgen der öffentlichen Hand. Über allem steht bei uns, das Überleben der SCL Tigers langfristig zu sichern und uns in Zukunft noch stärker als Ausbildungs- und Sympathieclub mit schweizweiter Ausstrahlungskraft zu positionieren. Hierzu bieten einige der Reformthemen auch Chancen, auch wenn dies, so wie die momentane öffentliche Diskussion geführt wird, für Aussenstehende vermutlich schwierig vorstellbar ist.
Welche Chancen meinen Sie?
Wir arbeiten momentan unsere Unternehmungs- und Sportstrategie aus, die unabhängig von der Entwicklung i.S. Ligareform einen klaren Fokus auf unsere Werte und unsere Identität hat sowie eine schweizweit führende Nachwuchsorganisation vorsieht, aus der regelmässig hier ausgebildete Spieler in die 1. Mannschaft integriert werden. Wir werden dadurch unser Profil als Ausbildungs- und Sympathieclub mit unverwechselbarer und einzigartiger Identität und Werten, um die uns viele beneiden, stärken und können uns in diesen Bereichen authentisch und erfolgreich von anderen Clubs differenzieren. Wir versuchen aber schon jetzt in allen Unternehmensbereichen, die momentane Situation bestmöglich zu nutzen. So auch im Sport, wo die jungen Spieler gefördert, in der National League regelmässig eingesetzt werden und viel Verantwortung und Eiszeit erhalten. Das hat hoffentlich eine wertvolle Signalwirkung in die gesamte Young Tigers Organisation und bestärkt alle Involvierten, am eingeschlagenen Weg festzuhalten.
Wie steht es wirtschaftlich um die SCL Tigers?
Es ist trotz vieler Unsicherheiten etwas Licht am Ende des Tunnels erkennbar, auch wenn wir nach wie vor mit einem deutlich negativen Jahresabschluss rechnen. Diese verhaltene Zuversicht geben uns all die positiven Rückmeldungen von den Sponsoren und Saisonkartenbesitzern und die Solidarität, die wir in der ganzen Region verspüren. Und hierfür sowie für das Verständnis und uns entgegengebrachte Vertrauen möchte ich mich nochmals herzlich bedanken!